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...auf die Katz' gekommen!

Frau Götz schildert in ihrem Buch äußerst kurzweilig über das eigene Zusammenleben mit Katzen.
Ich stelle hier nur einen kurzen Auszug bereit, falls ihr mehr darüber wissen wollt, dann kann ich euch nur den Kauf dieses Buches wärmstens empfehlen.
Es ist für DM 12,- direkt bei Frau Götz erhältlich.
Tel.: 09802 / 7365

D as erste Mal passierte es am Gründonnerstag 1986.
Ein kleines schwarzes Fellbündel lief schreiend vor Hunger und Durst über unsere Wiese hangabwärts auf uns zu.
Robert und ich standen vor der Haustüre und sprachen über das Gedeihen unseres halbwilden Gartens mit alten Hecken und Obstbäumen.
Es war uns sofort klar, dass hier ein Katzentier in großer Not auf uns zu rannte. "Hol' schnell etwas zu essen und zu trinken!" rief Robert und kauerte sich zu dem kleinen Kerl hinunter.
Ich rannte in die Küche und überlegte dabei, was man dem armen Vieh anbieten könnte:
ein Schüsselchen warm ausspülen, Milch hinein und kleine Brotstückchen einbrocken. Es war kein großartiges Katzenmenü, aber nachdem das Fellbündelchen zwei Schalen geleert hatte, ging es ihm offensichtlich besser.
Erschöpft kauerte es sich zusammen und wartete auf das Kommende.

Nun hatten wir Zeit, das Kätzchen zu betrachten. Ich hatte schon einmal einen kleinen Kater Peter aufgezogen und konnte mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass der kleine Gast etwa ein halbes Jahr alt war.
Mir fiel dann auch ein, dass ich ihn vor einigen Tagen schon gesehen hatte, wie er am Goldfischteich des Nachbarn saß und versuchte, einen Einwohner des Gewässers zu angeln.
Er hatte ganz offensichtlich keine Familie, die sich um ihn kümmerte.
Die vorsichtige Inspektion ergab, dass es sich um einen kleinen Kater handelte. Auf den ersten Blick erschien er ganz schwarz, aber in der Sonne leuchtete sein dunkel-goldbraunes Unterfell.
Das wenige Weiß an ihm war ein Brustschild, 'eine weiße Schwanzspitze, an der wir ihn immer erkennen, und ein heller Fleck in der Genitalregion. Ich liebte ihn sofort und wollte ihn gleich behalten.
Robert war sehr skeptisch, da er eine haustierfreie Kindheit und Jugend erlebte, aber das Katerchen blieb bei uns.
Vor allem mußte er einen Namen bekommen. Robert, der gebürtiger Sachse ist, meinte:
"Alle sächsischen Kurfürsten waren gute Kater, also heißt er Moritz!"
Ich hatte nichts dagegen, zumal bald ein "Mauzi" daraus wurde.

Der Anfang war schwer für alle Beteiligten. Mit der Ernährung kam ich zurecht, aber wir kannten kein Katzenklo.
Moritz schlief im Windfang auf einem kleinen Teppich, die Nächte waren zu lang für ihn und morgens regte sich Robert jeden Tag über die Pfütze oder das kleine Häufchen auf dem Boden auf.
Ich machte es weg, aber es stank schon erbärmlich.
Robert baute ein Katzenhaus für ihn, Moritz nahm es auch an, aber der flehende Blick seiner goldenen Augen, wenn wir abends allein ins Haus hinein gingen, verfolgte mich bis in den Schlaf.
Er blieb trotzdem bei uns.

Der Januar 1987 war sehr kalt und Moritz kam nicht mehr zum Fressen.
Drei Wochen blieb er verschwunden.
Ich machte Robert Vorwürfe wegen seiner Uneinsichtigkeit, dass ein Haustier eben auch das Innere seines Hauses braucht.
Einen Bauernhof nach dem anderen lief ich ab und fragte nach meinem kleinen schwarzen Kater.
Eine liebe Bäuerin zeigte mir eine Mulde im Heu in ihrer Scheune, ihre Katze habe Besuch von einem schwarzen Liebhaber und solange er dabliebe, bekäme er auch gleichzeitig Katzenfutter mit ihr.
Ich war ganz gerührt über die Wertschätzung eines "travelling prince", aber bei genauer Nachfrage handelte es sich um einen ganz schwarzen Kater, also nicht um Moritz.

Nach drei Wochen saß er unverkennbar vor der Haustür, verlangte Einlaß und Futter.
Er sah genau so heruntergekommen, mager und struppig aus wie am ersten Tag.
Nun durfte er endlich ins Haus, aber er war ziemlich wild und hinterließ an meinen geerbten Polstermöbeln gewaltige Spuren seiner krallenbewehrten Tatzen.
Einige Male rochen wir, dass er nun nach Katerart überall an Ecken und Kanten markierte und eines Abends spät mußten wir noch einen bodenlangen Vorhang herunterholen und in die Waschmaschine stecken, um schlafen zu können.

Wir hätten ihn gerne einen "Mann" bleiben lassen, aber es war unmöglich. Die Frau des Tierarztes, bei dem wir ihn anmeldeten, tröstete uns:
"Er ist ganz erwachsen und wird sich danach nicht nachteilig verändern.
Im Gegenteil, Sie werden dann ein liebes, vertrautes, häusliches Tier haben!"
Es stimmte zum Glück alles.

Moritz hatte viel Geduld mit meinem Mann.
Sein Geschäftchen im Garten zu machen, lernte er schnell - und wir, auf seine Bedürfnisse einzugehen.
Nach zwei Jahren hatte er das Ziel aller Katzenwünsche erreicht: auf unserem Bett mit uns schlafen zu dürfen.
Zuerst begnügte er sich mit einem Platz auf der Decke am Fußende, aber mit der Zeit wanderte er langsam herauf.
Heute, nach dreizehn Jahren, hat ihn Robert im Arm wenn beide zusammen einschlafen.
Im Laufe der Nacht schiebt er sich zu mir herüber, schmust kurz mit mir und liegt morgens zwischen uns.

Glücklicherweise können wir ihn in einem guten Katzenheim abgeben wenn wir in Urlaub fahren.
Wir müssen ihn aber vor dem dem Einpacken wegbringen, da er sonst unendlich traurig stundenlang neben den Gepäckstücken sitzt.
Wir glauben sogar, dass er das unheilschwangere Wort "Urlaub" in unseren Gesprächen erkennt.
Nur wenn wir es in seiner Gegenwart konsequent vermeiden, trauert er nicht schon tagelang vorher.

Moritz hat in seinem jungen Leben schon viel Schweres und für ihn Unbegreifliches durchmachen müssen. Als wir feststellten, dass er Schokolade, Hühnchen und Kartoffelchips kannte und auch mochte, kam uns der Gedanke, er könnte sein erstes Halbjahr in einer amerikanischen Familie verbracht haben.
Auch seine nie aufhörende Angst vor fahrenden Autos - glücklicherweise - ließ uns daran denken, dass er vielleicht aus einem langsam sich fortbewegenden Auto ausgesetzt worden war.
Er musste aber eine liebevolle Kindheit gehabt haben, da er richtig süchtig auf Zärtlichkeit blieb und es ist ein Genuss, sein Seidenfell zu streicheln.

Ich fragte in den Nachbarstraßen herum und wurde bald fündig. Vier Häuser von uns weg hatte im Erdgeschoß mit einer hübschen Terrasse eine amerikanische Familie mit drei Kindern einige Jahre gewohnt.
Der Familienvater war zu Ostern 1986 in die Staaten zurückversetzt worden.
Viele Familien schaffen es, ihre inzwischen erworbenen "pets" (Lieblinge) trotz aller bürokratischen Umstände mitzunehmen, aber hier war Moritz alleingelassen worden.
Um so glücklicher waren wir, dass er sich bei uns wohl fühlte, an Alter, Gewicht und Verstand zunahm - und uns Vieles über seine Katzensprache lehrte. Er hatte ganz verschiedene Laute für "kleine Vögel draußen" (hell mit Zähneklappern), "großer Vogel vor der Terrassentür" (ein tieferes Ohhh) oder "fremde Katzen in der Nähe", da grollte es tief aus seiner Kehle.

Einmal war er alleine mit mir in der Küche und ein Jahr bei uns hatte ihn schon sehr auf uns geprägt.
Er sah mich ganz konzentriert an und begann, sein offenes Mäulchen zu bewegen, als ob er mit mir sprechen wollte...


Dies war wie gesagt nur ein kurzer Auszug aus dem Buch.