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Weltausstellung in Tunesien
Mein Mann und ich traten am 21. Oktober 1997 mit unserem Maine Coon Kater Merlin of Kin Wa Lu den Flug nach Tunesien zur Katzen-Weltausstellung an.
Dieser Flug wurde zum Horrortrip - die Geschichte wurde in 3 Zeitschriften (u.a. Katzen Extra) veröffentlicht.
Wir mußten unseren Maine Coon Kater am Sperrgutschalter abgeben, da Katzen nur bis 5 Kg Gewicht in den Fahrgastraum dürfen.
Unsere Sorgen, wir es dem Kater wohl ergehen würde, wurden schnell besänftigt. "Tiere kommen in einen extra vollklimatisierten Raum und werden pfleglich behandelt".
Ein ungutes Gefühl blieb trotzdem, und so waren wir froh, als wir in Tunesien landeten.
Sofort nach der Ankunft fragten wir, wo der Sonderschalter für die Tiere sei - es gab keinen!!!
Der Kater würde auf dem normalen Gepäckband kommen.
Wir waren ängstlich, da der Caddie Rollen hat und sicher herunterfallen würde.
Wir warteten also auf unser Gepäck, als wir ausgerufen wurden.

Schock: der Kater ist weg

Dann die schockierende Nachricht: Merlin hat sich aus dem Caddie befreit!!!
Da niemand es für nötig hielt, uns irgendwelche weiteren Informationen zu geben, kletterten wir über das Gepäckband auf das Rollfeld, da wir dort den defekten Caddie entdeckten.
Wir wurden natürlich sofort von der Flughafenpolizei weggedrängt und alles redete auf arabisch und französisch auf uns ein.
Als wir endlich an den Flughafenmanager gerieten, der englisch sprach, erfuhren wir, daß der Caddie angeblich defekt aus Düsseldorf angekommen sei und unser Maine Coon Kater beim Öffnen der Flugzeugtür herausgesprungen und auf das Rollfeld gelaufen ist.
So dreckig wie der Caddie aussah, glaubten wir aber eher, daß er entweder geworfen wurde oder vom Gepäckwagen heruntergefallen ist.

Verzweifelt und ohne Kater ins Hotel

Nach stundenlangen Diskussionen mit Polizei, Zoll, Tunis-Air usw. beschlossen wir, zunächst erstmal ins Hotel zu fahren.
Als wir aus dem Flughafengebäude herauskamen, war kein Transfer mehr für uns da - es hatte auch kein Reiseleiter nach uns gefragt - also mußten wir ein Taxi besorgen.
Im Hotel ließ der erste Schock dann langsam nach und die Verzweiflung machte sich breit.
Wissen Sie, wie groß so ein Flughafengelände ist? Wieviele Möglichkeiten sich zu verstecken es dort gibt?

Ausstellung? Nö, Urlaub? Adee!

Zum Glück lag das Hotel in Flughafennähe, so daß unsere "Urlaubstage" wie folgt aussahen:
6 Uhr aufstehen und zum Flughafen laufen - die erste Maschine geht um 7.15 Uhr - ab da ist es zu laut und unser Maine Coon Kater Merlin würde sich verstecken.

Jedesmal wenn wir am Zaun des Flughafens standen, wurde der Scheinwerfer des Towers auf uns gerichtet und ein bis drei Polizeiautos machten sich auf den Weg, um uns zu fragen, was wir dort tun.
Es war nämlich streng verboten, auch nur am Flughafen vorbei zu gehen, da es militärisches Sperrgebiet war.
Als wir unsere Geschichte von der entlaufenen Katze die ersten Male erzählten, ernteten wir nur Gelächter - was ist eine Katze in Tunesien schon wert?
Nach zwei Tagen haben wir aber so "genervt", daß unsere Reiseleiterin und der Hotelmanager erreichten, daß wir das Rollfeld betreten durften.
Wir suchten also - unter Polizeischutz - stundenlang in Containern, Müllbergen, Lagerhallen...

Nach Hause, aber ohne Kater

Dienstag morgen um sechs Uhr rief jemand von Tunisair an und sagte, man hätte den Maine Coon Kater bei den Müllcontainern gesehen, aber ihn nicht fangen können.
Wir rannten sofort aufgeregt zum Flughafen und durften noch einmal auf das Rollfeld um zu suchen.
Aber es war wieder vergeblich. Wir ließen Futter und Baldrian da und erklärten den Arbeitern, wie sie mit der Katze umzugehen hätten.
Abends flogen wir dann ab - es war schrecklich, Merlin alleine zurückzulassen.

Alle suchen Merlin

Auf dem Flughafen gab es hunderte von Katzen und Millionen Möglichkeiten, sich zu verstecken - wir wurden immer mutloser.
Inzwischen bekamen die Leute am Flughafen aber mit, wieviel uns Merlin bedeutet und änderten ihr Verhalten.
Sie waren äußerst hilfsbereit und nett. Sie schickten jeden Tag Arbeiter los, die mit Auto, Mofa oder zu Fuß das Gelände durchsuchten.
Taxifahrer umrundeten das Gebiet und Obdachlose, die am Flughafen campierten, halfen suchen.
Wir setzten eine hohe Belohnung aus und mit Hilfe des Flughafenmanagers auch Suchanzeigen in der Zeitung und im Radio.
Wann immer wir am Flughafen waren, rief irgendwo Jemand "Merlin".

Es gibt noch Wunder

Mittwoch morgen klingelt um neun Uhr das Telefon: der Flughafenmanager ruft an und erzählt uns, daß man Merlin gefaßt hat.
Wir glaubten es kaum!
Das nächste Problem: ein Caddie muß nach Tunesien, um unseren Maine Coon Kater zurückzusenden.
Wir telefonierten vier mal mit Tunesien und einige Male mit Düsseldorf.
Um 13.30 Uhr geht ein Flug nach Monastir und um 19.00 Uhr ein Flug nach Düsseldorf zurück.
Es könnte also klappen!
Auch hier haben wir nette, hilfsbereite Leute kennengelernt - außerdem hatte sich dieser Fall schon rumgesprochen.
Um 21.05 Uhr am Mittwoch, den 29. Oktober 1997 ist unser Merlin also dann wieder in Düsseldorf gelandet.
Etwas abgemagert, mit ein paar Macken, nach Müll stinkend und dreckig - aber ansonsten gesund.
Die Untersuchung am Donnerstag beim Tierarzt ergab auch nichts.
Auch nach den sechs Wochen Quarantäne stand fest - Merlin ist kerngesund.

Wir haben durch diesen Horrortrip sehr viele nette Leute kennengelernt.
Alle wollten mit ihren Mitteln helfen - und aus der Katzenszene kam sehr viel Anteilnahme.
Schade nur, daß Merlin nicht erzählen kann, was er in der Woche auf dem tunesischen Flughafen so alles erlebt hat.
Er hatte sich wohl statt des Hotelzimmers für Abenteuerurlaub entschieden - wenn schon Urlaub, dann nach Männerart!

Der zweite Versuch

Wir flogen mit Merlin dann im November 1998 noch einmal nach Tunesien - dieses Mal reiste er aber (mit Sondergenehmigung) auf dem Sitz neben uns.
Er bekam seinen Punkt und wurde World-Champion.
Der Maine Coon Kater Merlin lebt heute als Kastrat bei uns und genießt als ganz besondere Lieblings-Katze alle Freiheiten.
Durch die Geschichte gibt es etliche "Merlin-Fans", die diesen Kater fast genau so lieben wie wir.
An dieser Stelle auch einmal herzlichen Dank an seine Züchter Familie Meister - Merlins Charakter ist einfach unbeschreiblich!!!

David gegen Goliath

Der Rechtsstreit mit der TUI und der Tunis-Air läuft immer noch!!!
Gutachter sollten sich nach 3 Jahren den defekten Caddie ansehen und ähnliche miese Tricks werden versucht, um nicht zahlen zu müssen.
Leider sieht es fast so aus, als ob diese Gesellschaften doch den längeren Atem haben.

Herzlichen Dank an Birgit von http://www.klaas-coons.de!