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Miezenparade

"Hallo, dürfen wir uns vorstellen?" Wir sind die Katzenbande vom Ranzo.

Da wäre erstmal ich: man nennt mich "micra kyria", weil ich so klein bin, doch eben mit "Frauenpower". Dann haben wir noch "Halbbacke", er ist unser Seniorkater, doch fängt er auch die meisten Watschen ein und somit hat ihm eine von uns einen Fang verpaßt und seit dem hat er ein großes Loch in seiner rechten Backe - Pech für ihn, da hat er sich mit der Falschen angelegt. 3 Tage hing ihm das Fellstück aus dem Gesicht - so schnell hat der keine Lust mehr auf fights :-).
Ja, also um meine Gesundheit stets auch nicht zum Besten; als wir im Herbst letzten Jahres hier in der Anlage vom Ranzo zur Welt kam, hat die Chefin Stella drei von uns mit nach Patras genommen in ein schönes, warmes und futterreiches Winterquartier; ich war leider nicht dabei :-(.
Den ganzen kühlen und feuchten Winter musste ich mich nun herumplagen und mit den anderen um das Revier balgen und das wenige Fressen teilen. Das hat mich viel Kraft gekostet, doch nun ist Frühling und es kommen liebe Zweibeiner. Die Chefin ist auch wieder da mit den drei Stadtkatzen, doch das sind ja zahme Streicheltiger geworden - es sind die Zwillinge Lise und Lotte und Willy. Die Mädels spielen alles nur im Doppel - wie könnte es auch anders sein - und der Mini-Willy ist an seiner großen Klappe zu erkennen, denn sein Kopf ist zwar klein, doch sein Maul zum Plärren und Maunzen echt riesig; wo der ist, da läuft Kommunikation ab. Ich bin ja eher eine Stille; habe auch Schwierigkeiten beim Maunzen und Schnurren, da mich ein schwerer Husten plagt. Außerdem, weil ich eben so "micra" bin, haben mich die bösen Zecken als Zielobjekt erkoren und ständig muss ich diese lästigen Parasiten ertragen. Doch dann kam eine Wandlung in mein junges Leben, die mir Kraft und Selbstvertrauen gab und mein weiteres Leben bereicherte: es kamen die ersten Fremden zu uns ins Ranzo.

Wir Katzenbande hier - es gibt übrigens noch Sarotti (der ist ganz schwarz mit dickem Kopf), Mulatti (der ist schwarz/rot und klein), Klecks (der hat eine bunte Nase), Schnief (dem tränt immer ein Auge), die beiden sind übrigens ein Paar (eben echt männlich-griechisch :-)), eine Tochter von Halbbacke (die ist 'ne echte Zicke) und dann sind noch diverse Freiläufer, die aus der näheren Umgebung immer wieder in unserer schönen Anlage und in der Taverne was abstauben wollen. Wir bekommen ja auch immer, wenn die Zweibeiner am Tisch sitzen, den einen oder anderen Happen für uns ab. Natürlich müssen wir dies dann gegen Lisa und ihren Sohn (das sind die Hunde vom Boss) verteidigen. Doch meist machen die nur großes Gebell und rennen uns hinterher ... erwischen tun sie uns nicht, da wir gewitzter, schneller und kletterfähig sind :-).

Und dann kam das Glück zu uns; ins Eckhaus sind Freunde eingezogen - so begann meine Selbstbestätigungsphase! Obwohl ich zu anfangs total klein - eben mickrig :-) - und voll Narben und Zecken war, haben die beiden mich gemocht. Das Raschelessen aus der Schachtel, was die Patras-Miezen so verschlingen, kann ich nicht futtern, weil mich dann mein Husten so reizt, doch die da geben mir weichen Käse und Wurst - extra für mich ... hmmm!!! Und dann die Krönung: eine große Schale Milch, ganz für mich alleine :-).

In nur 3x hell-und-dunkel-werden habe ich meine Zecken los und muss auch nicht mehr so doll keuchen. Ich kann auch schon selbst meinen Wurstteller verteidigen - grrrr - denn alle wollen was von meinem Spezialessen, doch nur ich! bekomme das - das macht mich stark; von innen und von außen! Hier darf ich dann auf dem hohen Ding sitzen, das die Zweibeiner immer zum sitzen benutzen und gut mein Revier abchecken; immer wenn es hell wird warte ich schon bis das Zweibeinweibchen die Türe aufmacht, denn dann gibt's erst mal Milch - ein toller Start in die Sonne. Natürlich wollen die anderen von der Bande auch schlabbern, doch mein Milchtopf gehört mir - ein paar klärende Knurrer und die Fronten sind aufgezeigt.
Nach 9x hell-und-dunkel-werden gibt es ein Festessen für uns mit Töpfen voll Käse, Wurst und Fleisch, aber keine Milch mehr :-( - die Zweibeiner winken mit ihren Vorderpfoten (das Weibchen hat die eine hochgebunden, wahrscheinlich hat sie sich weh getan) und schauen uns traurig an; was wird da wohl los sein?

Beim nächsten hellwerden bleibt die Türe zu und - da wir natürlich alles in der Dunkelheit weggegessen haben - mein Magen leer. Wo sind die miezenfreundlichen Zweibeiner nur hin?
Hoffentlich kommen die bald wieder - seufz!!!

Vielen Dank an Ina für die herzzereißende Geschichte! (Oktober 2004)