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Santos Geschichte
Am 22. August 1999 bin ich mit meiner Schwester Paula auf diese Erde geboren worden. Meine Babyzeit war sehr schön, ich bin bei einer lieben Familie aufgewachsen und meine Mami war immer für uns da.
Als ich 5 Wochen alt war, haben meine Schwester und ich Besuch bekommen. Eine Frau und ein Mann haben uns angeschaut, aber wir wollten das gar nicht und haben uns lieber versteckt. Die Frau war noch ein paar Mal da und eines Tages, als wir 11 Wochen alt waren, kam die Frau und hat uns in eine Kiste gesteckt und von unserer Mami weggeholt.
Sie hat uns in eine andere Wohnung gebracht und wir hatten sehr viel Angst und haben uns die ganze Nacht unter der Heizung versteckt. Ich habe meine Mami sehr vermisst und 2 Tage lang geweint. Aber unsere neuen Menschen sind sehr lieb zu uns und nach ein paar Tagen haben wir gemerkt, dass wir jetzt wohl bei diesen Menschen bleiben werden, also hatten wir jetzt neue Eltern.

Wir durften eine wunderschöne Kindheit verbringen und nach einiger Zeit haben wir unsere Menschen lieb gewonnen und ich habe mich zum Schlafen immer auf Mamis Füße gelegt. Irgendwann durften wir auch in ihr Schlafzimmer und Nachts mit ihnen kuscheln.
Wir haben viel Spielzeug bekommen und immer leckeres Futter im Napf gehabt und wenn unsere Menschen am Abend nach Hause gekommen sind, haben sie immer viel mit uns gespielt.

Nach einigen Wochen, im Februar 2000, haben sie uns wieder in die Kiste gesteckt und wir hatten Angst, dass sie uns weggeben. Die Fahrt im Auto war sehr lang aber dann waren wir endlich am Ziel. Sie haben das Urlaub genannt. Wir waren in einer herrlichen Wohnung und durften auch in einen wunderschönen großen Garten. Das habe ich sehr geliebt, all die Blumen und fremden Gerüche. Nach einigen Tagen hat Paula sich dann sehr verändert, aber das hat mir gefallen, sie hat so gut gerochen. Wir haben dann Liebe zusammen gemacht und unsere Eltern waren ganz genervt und haben immer versucht, uns auseinander zu halten, aber wir hatten viel Freude dabei.

Als wir wieder in unserer richtigen Wohnung waren, war es dann vorbei mit Liebemachen, Paula war einige Tage verletzt und danach wollte sie es nicht mehr, schade eigentlich.
Die Tage vergingen und ich habe meine Mami sehr lieb gewonnen und wollte immer mit ihr schmusen. Sie hat mich immer kleines Hündchen genannt, weil ich ihr immer hinterhergelaufen bin. Als ich 7 Monate alt wurde, wurde ich sehr krank. Ich mochte nicht mehr essen und trinken und habe mich so schlapp und müde gefühlt. Das Atmen fiel mir so schwer. Ich hatte Angst, wenn Mami morgens wegging, dass ich sie am Abend nicht mehr sehe.
Ich musste dann zum Tierarzt und Mami hat viel geweint in diesen Tagen. Der Tierarzt hat mir viele Spritzen gegeben und Mami musste mir immer Tropfen geben, aber die waren ganz schrecklich, ich musste immer brechen und fand das so schlimm. Aber Mami hat nie mit mir geschimpft, sie hat mich auch gefüttert und dann hat sie irgendwann begonnen, mir Tabletten zu geben und nach einigen Tagen war ich wieder gesund. Seit dieser Zeit habe ich meine Mami noch viel mehr geliebt, weil sie mich wieder gesund gemacht hat.

Das Schönste war immer, wenn sie am Morgen auf dem Tisch meine Dose aufgemacht hat, dann habe ich immer die Pfoten auf den Tisch gestellt und geguckt, was es denn Leckeres gibt. Mami hat dann immer gelacht und mich Speckwurst genannt.
Leider bin ich nie so schnell wie Paula und wenn wir fangen spielen, bekomme ich oft keine Luft mehr, darum renne ich nicht mehr so schnell und ruhe mich lieber aus. Mami verwöhnt mich sehr und manchmal glaube ich, dass sie mich lieber hat als Paula. Paula zieht sich auch etwas zurück, sie will nicht so viel Schmusen wie ich, aber das ist schön, dann bekomme ich viel mehr Liebe.
In der Mitte des Sommers sind wir in die Berge gefahren, das hat mir sehr gefallen, ich durfte Abends immer durch das Hotel wandern und habe ganz neugierig alles beschnuppert.
Zwischendurch muss ich immer zum Tierarzt, das ist gemein, Paula muss nie so oft dorthin, aber Mami sagt immer, "Santo, wir müssen Dich untersuchen lassen, ich will Dich doch ganz lange bei mir behalten". Das verstehe ich, ich will ja auch bei ihr bleiben.
Im Sommer dürfen wir auf den Balkon, das ist ganz schön, dort stehen viele Blumen und ich sitze immer in einem großen Kübel und schaue auf die Straße.
Zum Ende des Sommers fahren wir wieder in das Haus in Italien, wo Paula und ich so viel Freude hatten. Es ist herrlich, ich lerne, dass ich meine Krallen an diesen hübschen Bäumen wetzen kann. Abends liegen immer so glitschige Tiere auf der Wiese, die schmecken aber ganz bäh und Mami sagt, dass sind Schnecken und zieht mich immer weg. Dafür kann ich aber Motten und Fliegen jagen und das ist lustig, auch wenn Paula mehr Erfolg hat.

Der Herbst kommt und unsere Eltern sind an den Abenden wieder viel zu Hause. Ich liebe es, mich auf den Bauch zu werfen und mich streicheln zu lassen, das mache ich stundenlang. Mami nennt mich immer Bärchen und ist so zärtlich zu mir, dass lässt mich sogar die Tierarztbesuche ertragen. Wenn ich doch nur schneller laufen könnte. Manchmal presst Mami ihre Nase in mein Fell und fängt an zu weinen, das verstehe ich nicht.
Im Winter ziehen wir alle in eine andere Wohnung. Das ist toll, wir haben jetzt viel mehr Platz. Leider sind dort auch Treppen und irgendwie komme ich die nicht so schnell hinauf. Einen Morgen ist es ganz schlimm, ich liege oben und bekomme keine Luft mehr, ich habe Angst. Mami bringt mich zum Arzt und der gibt mir wieder Spritzen. Er sagt, ich habe Wasser in der Lunge, dabei trinke ich doch gar nicht so viel. Am Abend geht es mir ganz schlecht, ich kann kaum noch atmen, ich habe Angst, Mami weint und wir fahren noch einmal zum Tierarzt und ich bekomme noch mehr Spritzen. Davon wird mir ganz schlecht und ich muss wieder brechen. Aber nach einigen Tagen geht es mir wieder besser.
Ich laufe Mami nur noch hinterher, ich habe so Angst, sie zu verlieren. Mami ist nicht mehr so lustig wie früher.

Heiligabend rufen sie mich, um mir mein Geschenk zu geben. Paula hat Fellmäuse bekommen und ich ein Kissen, aber mir geht es so schlecht, bitte lasst mich in Ruhe. Ich muss wieder zum Tierarzt und wieder bekomme ich Spritzen, ich bekomme keine Luft mehr. Aber ich sehe etwas. Eine große goldene Katze steht ganz weit weg von mir und ruft mich, ich soll zu ihr kommen.
Ich will aber nicht, ich will bei Paula bleiben. Ich kann nicht mehr essen und trinken und ich mag es nicht, wenn Mami mich anfasst. Die goldene Katze kommt näher. Zum Glück ist sie nach ein paar Tagen weg und ich kann auch wieder essen. Ich verstehe nicht, dass Mami sie nicht weggejagt hat.

Zum Jahreswechsel kommt die goldene Katze wieder, sie ist näher da als beim letzen Mal und ruft mich auch lauter. Sie hat wunderschöne goldene Augen und eine sanfte Stimme. Sie soll gehen, ich will sie nicht sehen, sie soll aufhören, nach mir zu rufen. Mami füttert mich und zwingt mir Wasser ins Mäulchen und wischt mir mein Fell sauber, weil ich nicht mehr auf Toilette gehen kann und mir aufs Fell gebrochen habe. Mein schönes schwarz-goldenes Fell ist ganz stumpf. Paula ist auch sehr lieb zu mir, sie stupst mich immer an und leckt mich sauber.
Endlich geht die große Katze. Der Hunger kommt wieder. Mami und Papi sind ganz lieb zu mir und schmusen viel mit mir, das Leben macht wieder Spaß. Mami sagt, bald fahren wir wieder in unser Haus und da freue ich mich schon drauf.

Mitte Januar geht es mir wieder schlechter, ich kann wieder nicht essen und trinken und diesmal ist die goldene Katze ganz nah. Sie lockt mich mit einer süßen Stimme, aber ich widerstehe ihr, ich will doch bei Mami und Paula bleiben.

Papi ist eine Woche nicht da und Mami nimmt sich ganz viel Zeit für uns. Am Sonntag, den 21. Januar ist Mami nicht da und ich bekomme wieder keine Luft mehr. Mami kommt nach Hause und gibt mir wieder viele Tabletten. "Mami, ich will keine Tabletten mehr, schau, mein Fell ist ganz hässlich geworden, ich rieche aus dem Mäulchen, ich kann nicht mehr". Am nächsten Tag wache ich auf und die goldene Katze sitzt neben mir. Sie ist wunderschön und spricht zu mir. Sie sagt mir, ich soll mit ihr kommen, dort wo sie lebt, werde ich wieder atmen können. Sie sagt mir, dass alle Katzen irgendwann mit ihr gehen müssen und das meine Zeit jetzt gekommen ist und ich mich von Paula und meinen Eltern verabschieden muss.
Am Abend fährt Mami mich zum Tierarzt, die goldene Katze ist bei mir. Ich schaue meine Mami noch einmal an, die goldene Katze nimmt meine Pfoten und führt mich weg von Mami. Ich drehe mich um und Mami hat meinen Körper im Arm und weint um ihn.
"Weine nicht, liebe Mami, die goldene Katze ist gut zu mir und ich merke, dass ich frei bin und wieder atmen kann. Weine nicht, Du hast nur meine Hülle im Arm, mein Körper ist jetzt wieder schön, mein Fell glänzt wieder, mein richtiger Körper geht mit der goldenen Katze." Wir gehen einen langen Weg und bevor sich die Tür in ein anderes Land öffnet, darf ich noch einmal zurückschauen. Ich sehe Mami und Papi, die weinen, ich sehe Paula, die mich sucht. Ich liebe Euch, mein Leben auf dieser Erde war wunderschön, jetzt öffnet sich die Tür und ich gehe mit der goldenen Katze in ein anderes Land. Viele Katzen sind dort und es ist Frieden hier und wir sind alle gesund. "Weint nicht um mich, ich bin immer bei Euch und ich weiß, dass wir uns wiedersehen. Irgendwann kommt die goldene Katze zu Euch und holt Euch und sie wird Euch direkt zu mir führen. Weint nicht um mich, bewahrt mein Andenken in Eurem Herzen und ich werde glücklich sein".

Gewidmet meinem Bärchen Santo, 22. August 1999 - 22. Januar 2001, der an einer nicht heilbaren Herzkrankheit litt. Sein Leben war kurz und schön und wir werden ihn immer lieben und wenn ich in Paulas Augen sehe, sehe ich einen Teil von meinem Bärchen in ihnen.


Februar 2001
Nicole Luckow